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Faszination Perry Rhodan

Seit 1961 erscheint seine Geschichte in Form von Heftromanen als stetig fortlaufende Erzählung mit einer stringenten Kontinuität, die sich mit jeder Neuerscheinung fortsetzt.

Vom Groschenroman zum Literaturklassiker

Science-Fiction erlebt meist dann eine Phase der Blüte, wenn die Menschen mit einer Mischung aus Skepsis und Staunen auf die Entwicklungen ihrer Zeit blicken. Als Mary Shelley 1818 mit dem Klassiker „Frankenstein oder der moderne Prometheus“ den Grundstein für das Genre legte, mischten sich in ihrer Erzählung Furcht und Faszination vor dem wissenschaftlichen Fortschritt.

Die Reihe: Ein Kind des Wettlaufs zum Mond

Doch keine Epoche der Menschheitsgeschichte zeichnet sich so durch Angst und Bewunderung gleichermaßen aus wie der Kalte Krieg und viele Bücher jener Zeit sind heute beliebte Klassiker der Weltliteratur. Der Zweite Weltkrieg hatte die Macht des Atoms entfesselt und der Bau von Raketen befeuerte das Streben nach den Sternen, in dem wiederum die verfeindeten Systeme von Ost und West sich zu überbieten versuchten. Das beflügelte die Fantasie zahlreicher Autoren und man sollte vielleicht meinen, dass gerade Russen und Amerikaner die Science-Fiction-Pioniere jener Zeit waren und eine Neuerscheinung nach der nächsten rausgehauen hätten.

Wirklich? Ja, „Star Trek“ von Gene Roddenberry war 1966, aber da lief in Deutschland auch „Raumpatrouille Orion“. Doch schon 1963 schrieb der Franzose Pierre Boulle „Planet der Affen“ und im selben Jahr schickte der Kanadier Sydney Newman vom Vereinigten Königreich aus den Doctor auf Reisen. Aber schon 1961, nicht einmal ein Jahr nachdem die NASA den festen Entschluss zu einer bemannten Mondmission gefasst hatte, war es der deutsche Moewig-Verlag, der mit Perry Rhodan den wahren Überflieger der Science-Fiction-Literatur jener Tage ins Rennen schickte. Damals eine Neuerscheinung, heute ein Klassiker.

Seit wann gibt es Perry Rhodan Heftromane?

Seit 1961 erscheint seine Geschichte in Form von Heftromanen als stetig fortlaufende Erzählung mit einer stringenten Kontinuität, die sich mit jeder Neuerscheinung fortsetzt. Kein Reboot oder Retcon wie wir es etwa von vielen Comics gewohnt sind. „Perry Rhodan“ stellt die längste und umfangreichste fortlaufende Erzählung der Literaturgeschichte dar und ist ein Klassiker des Genres. Der Science-Fiction-Autor Andreas Eschbach hat sich mal die Mühe gemacht und den guten Perry in Relation zu anderen literarischen Werken gesetzt.

Demnach ist „Perry Rhodan“, zu dem immer noch eine Neuerscheinung auf die nächste folgt, jetzt schon 120-mal so umfangreich wie Tolstois Klassiker „Krieg und Frieden“ oder 80-mal so lang wie die vollständige Harry-Potter-Saga. Das macht es für Neueinsteiger auf den ersten Blick vielleicht schwer, sich hinein zu finden, doch anders als bei vielen anderen Space-Operas oder auch High-Fantasy-Werken gibt es nicht unzählige Nebenschauplätze, sondern eine stringente Erzählung, deren Klassiker längst in edlen, silbernen Sammelbänden auf dem Markt sind.

Wer ist Perry Rhodan und worum geht es in der Space-Opera?

Man muss also nicht bei der letzten Neuerscheinung anfangen und sich dann irgendwie zurechtfinden. Folglich kann man auch heute noch einfach vorne anfangen:

Wir schreiben das Jahr 1971. Der Kalte Krieg hat die Welt in drei Blöcke gespalten: Den Westblock unter Führung der USA, den Ostblock, der von der UdSSR dominiert wird, und die von China angeführte Asiatische Föderation. Der drohende nukleare Holocaust hängt über der Szenerie wie das Damoklesschwert. Den Wettlauf um den Mond gewinnen auch in dieser Zukunftsvision, die längst von der Realität eingeholt wurde und somit zu einer alternativen Geschichtsschreibung wurde, die USA und so entdeckt Major Perry Rhodan auf der Rückseite des Erdsatelliten ein havariertes außerirdisches Schiff und trifft auf die Arkoniden und deren Wissenschaftler Crest, mit dessen Technologie und Know-How Rhodan den Dritten Weltkrieg verhindern kann.

Er sagt sich von den Vereinigten Staaten los und errichtet einen neutralen Staat in der Wüste Gobi. Mit dem Beiboot des Arkonidenschiffes erkundet Perry Rhodan von da an das All und erlangt auf seinen Reisen sogar die relative Unsterblichkeit, ein Kunstgriff, der es ermöglichte, die Geschichte mit demselben Protagonisten endlos weiter zu erzählen. Gleichzeitig gibt es Rhodan die Zeit, seine Ziele einer utopischen Gesellschaft zu verwirklichen.

Bemerkenswert ist hierbei, dass das Ziel einer geeinten Menschheit, welches von dem Protagonisten angestrebt wird, eine Idealvorstellung der politischen Linken ist, „Perry Rhodan“ aber im gegenüber dem Kommunismus feindlich gesinnten Westen entstand. Marx und Engels träumten von der Internationalen Revolution und sagten voraus, die Menschheit würde erst im Angesicht ihrer Vernichtung zusammenfinden. Natürlich waren auch Stalinismus und Maoismus denkbar weit davon entfernt, doch im Westen sahen sich Anhänger linker Ideale zwischenzeitlich sogar politischer Verfolgung ausgesetzt. Aber der Traum von einer besseren und gerechteren Welt eint auch viele Science-Fiction-Autoren und -Fans.

Wieviele Perry Rhodan Romane sind bislang erschienen?

Eine aktuelle Neuerscheinung von „Perry Rhodan“ hat eine Auflage von 60000 Heften und die letzte war Band 3164: „Lloyd und das Chaofaktum“. Diese Neuerscheinung wurde am 7. April 2022 publiziert, doch Bände bis Nummer 3199 sind schon angekündigt. Aber auch die Klassiker sind weiter verfügbar und zwar in Silberbänden, bei denen auch eine Neuerscheinung auf die nächste folgt, womit ein Ende bei „Perry Rhodan“ nicht wirklich abzusehen ist.

Ein Groschenroman, der zu einem Klassiker der Space-Opera avancierte.

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